Rising US$ Funding Stress
Extremes Gegenparteirisiko -- US$ Finanzierungen und Swap Lines, US$ Liquiditätsspritzen für die Schweiz -- LIBOR -- 10y JGB, Tage ohne Deals
“Many of today’s problems are the result of yesterday’s solutions.” - Thomas Sowell
Die Krise bei britischen Pensionsfonds, der Sturz des japanischen Yens, der totgesagte japanische Staatsanleihenmarkt und die weltweite Dollar-Liquiditätskrise — alles eine Folge von Sicherheitsmangel und daraus resultierenden Repo Fails.
Vielen Dank für die großzügigen Spenden einiger Leser!
Es motiviert für weitere sorgfältige, makroökonomische Recherche! Da der Link im vorherigem Beitrag nicht funktioniert hat und wir dies dennoch auf eine andere Weise lösen konnten, hier nochmals der Link, falls ihr meine Arbeit unterstützen möchtet:
US$ Funding Stress
Man kann es nicht oft genug erwähnen, doch wir befinden uns in einem global vernetzten (Euro-)Dollarsystem, wodurch eine Krise in Verbindung mit U.S. Treasury Securities, gleichzeitig eine Krise für Japan, für Großbritannien, Europa, China, Indien, die Schweiz und jeden weiteren Staat ist. Neulich haben dies die britischen Pensionsfonds zu spüren bekommen, wie im vorherigen Beitrag Liquidity Shock beschrieben. "Rein zufällig" sind vor der britischen Krise fehlgeschlagene Repurchase Agreements (Repo) für U.S. Treasury Securities auf einen Wert von fast 1 Billion US-Dollar geschossen:
Extremes Gegenparteirisiko und Misstrauen zwischen Banken, Hedgefunds, Pensionsfonds und weiteren institutionellen Investoren. Es ist eine förmliche Jagd nach den wertvollsten Sicherheiten (U.S. T-Bills), was dazu führt, dass Repo-Geschäfte fehlschlagen und verpfändete/weiterverliehende Sicherheiten (UST’s) trotz Vereinbarung nicht geliefert werden können oder nicht zurück übermittelt werden.
Ein weiteres Anzeichen für Unsicherheit in den Märkten liefert unter anderem der Spread zwischen LIBOR — der Zins für 3 month Eurodollar-Futures, das tatsächliche Währungssystem — und SOFR, welcher sich normalerweise nahe bei Null befinden sollte, selbst bei Stresssituationen.
Mit der auffällig steigenden Zahl an Repo-Fails Anfang April, Mitte Juni, Anfang August sowie zuletzt Ende September, sehen wir einen größeren Spread zwischen dem von Banken (und Marktteilnehmern) bevorzugten ungesicherten LIBOR-Zinssatz und dem abgesicherten SOFR, welcher angeblich die Funktion als "robuster" LIBOR-Ersatz einnehmen sollte.
LIBOR kann die Fed recht inkompetent darstellen lassen, was den angeblichen Einfluss und die Kontrolle über den US-Dollar seitens der Zentralbank betrifft. (…)
Der Referenzzinssatz SOFR wird bereits seit April 2018 täglich von der Fed veröffentlicht. Wie der Name es bereits sagt, ist SOFR ein abgesicherter (mit einer Sicherheit gedeckter) Zinssatz. Als Sicherheit gilt beispielsweise eine U.S. Treasury (Staatsanleihe). Allerdings bevorzugen die Marktteilnehmer einen ungesicherten Zinssatz wie LIBOR, um z.B. Kreditrisiken im Markt einschätzen zu können. - Marvin M. 15.04.22 "Erneut Chaos im Interbankensystem?"
SOFR "funktioniert" nunmal nicht, was ein großes Problem darstellt.
“In Zeiten des wirtschaftlichen Stresses wird SOFR (im Gegensatz zum LIBOR) wahrscheinlich im Verhältnis zu anderen Marktzinssätzen unverhältnismäßig sinken, da Anleger den sicheren Hafen suchen werden — US-Staatsanleihen.” - Bank Letter to the Triumvirate (Fed, OCC, FDIC)
US$ Swap Lines
“Dollar funding has evaporated”, wie es aus einer älteren Stellungnahme der indischen Zentralbank zur erneut auftretenden Situation rund um die weltweite Eurodollar-Liquiditätskrise hervorgeht. Der resultierend starke Dollar hat seinen Schaden bereits vielerorts angerichtet. Nun kommen durch den massiven Einbruch von US-Dollar-Finanzierungen (durch Eurodollar-Knappheit), US$ Swap Lines / Oversea Dollar Swaps ins Spiel.
Doch was sind eigentlich US-Dollar Swap Lines?
Der Einbruch in US-Dollar-Finanzierungen hat die Folge, dass US-Dollar Swap Lines verwendet werden müssen, wie am aktuellsten Beispiel der Schweizer zu erkennen.
Hierbei handelt es sich um Kreditlinien, die zwischen "Zentral"banken errichtet wurden. Sie ermöglichen einfach ausgedrückt den Austausch von Währungen (z.B. Schweizer Franken im Tausch gegen US-Dollar) um die Liquidität und den Devisenmarkt aufrecht zu erhalten. Geschäftsbanken müssen nämlich ihren vorgeschriebenen Reserveanforderungen nachkommen.
Sicherlich habt ihr in den vergangenen zwei Wochen beim Verfolgen der Märkte mitbekommen, dass nach den britischen Pensionsfonds, nun auch schweizer Banken, wie die Credit Suisse, in eine Art Notsituation gekommen sind. Zu erkennen an dem steigenden Kreditausfallrisiko — Credit Default Swaps.
Tatsächlich konnten laut der FRBNY (Federal Reserve Bank of New York) massive Abflüsse in Form von U.S.-Treasury-Verkäufen seitens der Briten und Schweizer verzeichnet werden. Ihnen blieb nicht viel übrig, als die Liquidierung ihrer durch die FRBNY verwahrten UST-Reserven. Ausgerechnet die Schweiz, die als eines der größten Geldzentren für Offshore-Dollar Transaktionen gilt.
Nach dem 05.10. gab es am 12.10. erneut eine "kleine" Dollar-Liquiditätsspritze von der Federal Reserve für die EZB ($211 Mio.) und hauptsächlich für die Swiss National Bank in Höhe von $6,27 Milliarden US-Dollar. Hiervon waren wiederum neun Banken am 05.10. und bereits 15 (!) Banken am 12.10. betroffen, die dringende Hilfe bei Dollar-Finanzierungen benötigten.

Eine Sache, größer als nur "Credit Suisse". Entweder sind es schweizer Banken, die Geschäfte mit der Credit Suisse aufgrund des Risikos meiden wollen oder Tochtergesellschaften britischer Banken versuchen an US-Dollar über die Schweiz zu gelangen, welche sie wiederum ins Vereinigte Königreich transferieren. Dafür werden wir leider nicht an genügend Information gelangen.
Aktuell schießt das Volumen an US$ Swaps auf das Niveau aus der Zeit der Staatsschuldenkrise 2011 und dem Crash und extremen Sicherheitsmangel März 2020.
Dass US-Dollar Swaps nicht hilfreich sind konnte schon in der Vergangenheit unter Beweis gestellt werden. Selbst etwa $600 Milliarden US-Dollar in Swaps konnten die erste Finanzkrise 2007/08 nicht verhindern oder mildern. Vielmehr hebt es die globalen Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme hervor sowie die Verzweiflung der Marktteilnehmer bei der Federal Reserve für US-Dollar anzulaufen.
Japan
Parallel zum Liquiditätsstress fand unter der Woche an vier aufeinanderfolgenden Handelstagen kein einziger abgeschlossener Deal für JGB’s (Japanese Government Bonds) mit 10-jähriger Laufzeit statt. Zum ersten mal überhaupt.
Wie zu erwarten setzt auch der japanische Yen seine Talfahrt fort:
Ein weiterer Indikator, der eng mit globalen Eurodollar-Finanzierungsproblemen einhergeht sind 3 month J-Bills (Japanese Government Bills). Bereits in der Vergangenheit konnte man anhand der 3-monatigen Bills die Stimmung im Eurodollar-System deuten:
Ausführliches über den von der Bank of Japan kontrollierten und oftmals "totgesagten" japanischen Markt für langzeitige Staatsanleihen gibt es im Beitrag Banking Harakiri.